Wissenschaftliche Erkenntnisse

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse/Studien Herz

Wichtigste Empfehlungsveränderung für Ernährung: Mengenverhältnis Kohlenhydrate und Fett

Während man früher davon ausging, dass übergewichtige Menschen vor allem fett- und proteinarm essen sollten, weiß man heute, dem ist nicht so [Literatur]. Im Gegenteil, eine Reduzierung des Kohlenhydratanteils in der Ernährung macht insbesondere bei Insulinresistenz weitaus mehr Sinn [Gesunde Ernährungsregel], weil hierdurch die Krankheiten auslösende Insulinresistenz [3.Insulinresistenz] verringert oder beseitigt werden kann.[1] Das früher oft als ungesund verpönte Nahrungsfett ist im Gegenteil – vor allem wenn mehrfach ungesättigt – gesundheitsfördernd.[2]

Die Kardiologie entdeckt Behandlung durch Ernährung

Die Vorteile einer kohlenhydratreduzierten und dafür fett- sowie proteinbetonteren Ernährung für Menschen generell konnten darüber hinaus in mehreren Studien bereits auch im Hinblick auf die Mortalität (Sterblichkeit) belegt werden.[3] [Literatur] Zusätzlich mehren sich die Berichte, wonach weitere von Insulinresistenz ausgelöste Herz-Kreislauf Erkrankungen wie Bluthochdruck und andere kardiovaskuläre Risikofaktoren mit dieser Ernährung verbessert werden[4]. Für die Betroffenen besonders erfreulich ist dabei die Wiederherstellung normaler Herzfunktion und körperlicher Leistungsfähigkeit, d.h. Lebensqualität. [5]

Neues Wissen: Diabetes Typ 2 ist vermeidbar und sogar heilbar

Typ-2-Diabetes [Typ-2-Diabetes] keine Einbahnstraße, wie viele Betroffene sogar heute noch denken. In vielen Fällen ist diese Erkrankung aufzuhalten, sogar umkehrbar bis hin zu anhaltender Symptomfreiheit und normalen Blutzuckerwerten – Experten sprechen hier von Heilung.[6] Wichtige Kriterien für eine mögliche Heilung sind Gewichtsverlust und die bisherige Dauer der Erkrankung, denn je kürzer diese besteht, desto besser die Chancen, sie wieder loszuwerden. Für einen Gewichtsverlust über 15 kg bei einer Erkrankungsdauer von weniger als 6 Jahren wurde in einer Studie eine komplette Heilung bei 86% (!) der Studienteilnehmer festgestellt werden.[7]

Die Geheilten erreichten diesen großen Erfolg nicht durch ein Medikament, sondern durch eine Gewichtsreduktion. Diese Nachricht ist von großer Tragweite, denn sie zeigt, dass die wichtigsten Maßnahmen bei der Feststellung von Typ-2-Diabetes oder einem erhöhten Risiko hierfür (Prädiabetes) [3.Insulinresistenz] in einer Verbesserung des Ernährungs- und Bewegungsverhalten resultieren sollten, also von den Betroffenen einfach selbst und ohne Medikamente erreicht werden können [gesunde Ernährungsregel, welche Bewegung, 8. Prävention ].

[1]     Zum Beispiel zeigte die Esposito Studie von 2014, dass sich durch eine mediterrrane Low-Carb Ernährung im Vergleich zu einer kohlenhydratreichen Ernährung die Blutzuckerwerte von Typ-2-Diabetikern öfter normalisierten und eher Heilungen bei Neuerkrankten erreicht werden konnten, und dass Erkrankte länger ohne Medikamente zur Blutzuckerregulation auskamen.

[2]     Dies zeigte z.B. die PREDIMED Studie. Hier haben nur die Studienteilnehmer mit einer mediterranen Ernährung mit täglichem Olivenölkonsum stark gesundheitlich profitiert, während die anderen  Gesundheitseinbußen hatten.

[3]     Hier sind u.a. zu nennen: die Womens Health Initiative von 2006 (Ergebnis: eine fettarme Kost verbessert nicht die Mortalität), die PURE Studie von 2017 (Ergebnis: Die Mortalität erhöht sich durch eine kohlenhydratbetonte Kost und verringert sich im Gegenzug durch eine fettbetontere Kost).

[4]     In seiner Meta-Analyse (das bedeutet aus vielen Studien mit demselben Thema zusammengefasste Ergebnisse) mit insgesamt 1141 Patienten berichtet Santos 2012, dass Low-Carbohydrate Ernährung zur Verbesserung der wichtigsten kardiovaskulären Risikofaktoren führt.

[5]     Hier sind u.a. zu nennen: die Übersichtsarbeit von von Bibra 2017 (Ergebnis: die Normalisierung der Insulinsensitivität durch Ernährung mit Kohlenhydratrestriktion verbessert Bluthochdruck und schlechte Blutfette sowie die durch Insulinresistenz verursachte diastolische Herzinsuffizienz/-schwäche), und diejenige von Lechner 2017 (Ergebnis: Gemüsereiche Essmuster mit niedriger glykämischer Last und wenig Konsum industriell verarbeiteter Lebensmittel haben sich zur längerfristigen Gewichtskontrolle und zur Senkung des metabolisch-vaskulären Risikos als effektiver erwiesen ).

6     Studien, die dies belegen, wurden z.B. unter Leitung von Roy Taylor aus Newcastle, Großbritannien veröffentlicht

7     Die DiRECT-Studie wurde angefertigt von britischen Wissenschaftlern (ebenfalls unter Leitung u.a. von Roy Taylor). Hier betrug die Heilungsrate bei Typ 2 (die Erkrankung bestand höchstens 6 Jahre) bei einem Gewichtsverlust von über 15 kg sage und schreibe 86%. Eindeutig ergab sich hierbei: je höher der Gewichtsverlust, desto größer der Erfolg.

Literatur

Für Laien:

  • HERZ  HEUTE (Zeitschrift der Deutschen Herzstiftung): im Blickpunkt Neues aus der Medizin: Kohlenhydratarme Ernährung hilft dem Herzen. 1 / 2015: Seite 39
  • Dr. Nicolai Worm: MindCarb: Mediterran genießen. Lebensstil beachten – Kohlenhydrate anpassen. Schlank und gesund bleiben. Riva (5. Dezember 2015)
  • Prof. Dr. Helene von Bibra: 3-teilige Serie zum Thema Diabetes im LIONS Magazin: 1. Diabetes muss nicht sein (Okt. 2017), 2. Kalorienträger im Stoffwechsel (Nov. 2017), 3. Low Carb in Wissenschaft und gesundheitspolitischem Szenario (März 2018)
  • Dr. Matthias Riedl: Abnehmen nach dem 20:80-Prinzip: 20 % Verhalten ändern, 80 % Essgewohnheiten behalten. GU Diät&Gesundheit (7. Februar 2017)
  • Dr. Nicolai Worm: LOGI-METHODE. Glücklich und schlank: Mit viel Eiweiss und dem richtigen Fett. Das komplette LOGI-Basiswissen. Systemed Verlag GmbH; Auflage: Überarbeitet und aktualisiert (30. August 2018)

Für Ärzte:

  • Dehghan M, Mente A, Zhang X et al. Associations of fats and carbohydrate intake with cardiovascular disease and mortality in 18 countries from five continents (PURE): a prospective cohort study. The Lancet 2017;390:10107:2050-2062
  • Krauss RM, Blanche RJ, Rawlings RS et al. Separate effects of reduced carbohydrate intake and weight loss on atherogenic dyslipidemia. Am J Clin Nutr 2006;83:1025-1031
  • Estruch R, Ros E, Salas-Salvado J et al. Primary Prevention of Cardiovascular Disease with a Mediterranean Diet (PREDIMED). N Engl J Med 2013; 368:1279-1290
  • Santos FL, Esteves SS, da Costa Pereira A, et al. Systematic review and meta-analysis of the effects of low carbohydrate diets on cardiovascular risk factors. Ob Rev 2012; 13:1048-66
  • Malhotra A, Redberg RF, Meier P. Saturated fat does not clog the arteries: coronary heart disease is a chronic inflammatory condition, the risk of which can be effectively reduced from healthy life style interventions. British journal of sports medicine 2017; 51:1111-1112
  • von Bibra H, Ströhle A, St. John Sutton M et al. Dietary therapy of heart failure preserved ejection fraction and/or left ventricular diastolic dysfunction in patients with metabolic syndrome. IJC 2017;234:7-15
  • Shah SJ, Kitzman DW, Borlaug BA et al. Phenotype-specific treatment of heart failure with preserved ejection fraction. A multiorgan roadmap. Circulation 2016;134:73-90
  • Mozzafarian D. Dietary and policy priorities  for cardiovascular disease, diabetes and obesity: a comprehensive review. Circulation 2016;133:187-225
  • von Bibra H, Wulf G, St John Sutton M et al. A low-carbohydrate/high-protein diet improves diastolic cardiac function and the metabolic syndrome in overweight-obese patients with type 2 diabetes. IJC Metabolic & Endocrine 2014;2:11-18
  • Heilmeyer P, von Bibra H. Diastolische Herzinsuffizienz bei Typ-2-Diabetes – diätetisch therapiert – Dtsch Med Wochenschr 2016;141:121-124
  • Lechner K, Erickson N, Horn F et al. Ernährungsempfehlungen beim metabolisch-vaskulären Syndrom. Dtsch Med Wochenschr 2017;142:1613-1626