Der 1. Diabetes-Prävention Online-Kongress des Lions Distrikts Bayern-Süd fand mit renommierten Referenten und zahlreichen Teilnehmer*innen statt. Als Zuhörer waren sowohl Ärzte eingeladen wie auch interessierte Lionsmitglieder. Die Kongressleiterin Prof. Dr. med. Helene von Bibra erklärt, wieso Ärzte aber auch Lions neugierig auf das Programm waren und wie beide Gruppen aktuelle Forschungsergebnisse wegweisend für Alltags Empfehlungen nutzen können zugunsten effektiver Diabetes Prävention in der Bevölkerung.
Ärzte haben ohnehin so viele Kongresse und Fortbildungen – kann dieser Kongress für sie überhaupt Neues bringen?
Aus meiner Erfahrung als Ärztin weiß ich, dass unsere Kongresse hauptsächlich über die neuesten Medikamente sowie Techniken für Diagnose und Therapie informieren. Hier aber geht es um wissenschaftliche Neuerungen für Ernährungs- und Bewegungsempfehlungen und zusätzlich, anhand der extrem jungen Forschungsbereiche Epigenetik und Mikrobiom, zu erweiternden Denkansätzen zur Entstehung des Diabetes. Die Thematik Ernährungs- und Bewegungsempfehlungen klingt vielleicht eher nach altbekannten Ratschlägen. Wegen der hochkarätigen Redner aber hat die Bayerische Landesärztekammer für dieses Vortragsprogramm Fortbildungspunkte vergeben. Innerhalb ihres spezifischen Themas erläutern die Vortragenden jeweils anhand aktuellster Forschungsergebnisse, welches gebräuchliche Ernährungs- und Bewegungsverhalten den gesunden Ablauf im Stoffwechsel gefährdet – da kamen sogar Paradigmenwechsel zur Sprache. Dementsprechend aktualisieren sich die ärztlichen Empfehlungen zu Ernährung und Bewegung.
Als Zuhörer Ärzte und auch Lions, also medizinische Laien – kann das gut gehen bei solch medizinischem Kongressthema?
Ich verließ mich auf meine hochkarätigen Referenten, die über die Zusammensetzung ihres Publikums Bescheid wussten: Sie würden als erfahrene Redner damit erfolgreich umgehen. In der Tat haben sie medizinischen Fachjargon vermieden und komplexe Zusammenhänge erst detailliert erklärt und dann zusammengefasst. Zusätzlich haben sie die wesentlichen Botschaften in einfachen Sätzen gegen Ende wiederholt. So war für alle zwar viel Neues aber doch immer Verständliches geboten. Mit diesen Strategien wurde das Interesse aller Zuhörer erfolgreich bedient: beim Abschalten des online Kongresses waren immer noch 107 Teilnehmer anwesend.
Sind aber Lions als medizinische Laien an dem Kongress Thema überhaupt interessiert?
Immerhin ist Diabetes Prävention seit 2017 als Ziel lionistischer Aktivitäten festgelegt. Und zusätzlich besteht nach meiner Erfahrung immer Eigeninteresse an fundierten Informationen für gesündere Ernährung und Bewegung. Lions habe ich wegen ihres Potentials als Multiplikatoren angesprochen, denn ich sehe gerade auch für sie ein sehr effizientes Aktionsfeld außerhalb von Klinik und Praxis. Das Ziel Diabetes Vorbeugung muss direkt bei den inzwischen mehrheitlich gefährdeten Bundesbürgern ankommen, also auch auf regionaler oder beruflicher Ebene kommuniziert und vertreten werden. Da hat eine NGO wie Lions mit bundesweit über 1.500 Clubs ein vielversprechendes Potential und zwar quer über alle Altersstufen. Diabetes Prävention geht die Menschen in der Bevölkerung direkt an – der Einzelne, auch unter uns Lions, muss merken: „Das betrifft ja mich! Oh je, mit meinem Bauch bin sogar ich schon gefährdet! Siehe da, vorbeugen, das kann bzw. muss ich einfach selbst tun. Das ist ja gar nicht so schwer und kostet kein Geld.“ Diese zentrale Botschaft wurde sehr klar in seiner Eröffnungsansprache von Gerald Kreuwel, Lionsgovernor des Distriktes Bayern-Süd, formuliert.
Gefährdete gibt es also viele – aber wer soll Prävention effektiv umsetzen?
Die Kongressgestaltung war darauf angelegt, dass gerade diejenigen aktuellen Forschungsergebnisse bekannt gemacht werden, die direkt für eine gesündere Gestaltung des Alltags anwendbar sind, die also von jedem Einzelnen ohne Medikamente oder operative Eingriffe umsetzbar sind. Das Ziel dabei ist eine Zunahme der individuellen Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung durch aktualisiertes Verständnis der Zusammenhänge zwischen eigenen Gewohnheiten, Essen, Stoffwechsel und Krankheit. Diese Erkenntnisse für machbare Prävention im Alltag können und sollen von Lions und von Ärzten an ihre jeweiligen Gesprächspartner vermittelt werden. Das wird eine erheblich flächendeckendere Verbreitung ermöglichen.
Weil die Redner in hervorragender Weise aktuellste Forschungsergebnisse in diesem Sinne erläutert haben, werde ich in den nachfolgenden Blogs in der Reihenfolge des Programms jeweils die Botschaften eines Vortrags beschreiben. Der nächste Blog bespricht also: Diabetes Prävention in Deutschland – Fact or Fiction (Prof. Dr. Peter Schwarz, Universitätsklinik Dresden).
MindCarb sieht viel Erfolg für Diabetes Prävention, weil die praktischen Empfehlungen nun über Ärzte und neuerdings auch Lions effektiver an die gefährdete Bevölkerung vermittelt werden. Gesündere Ernährung und Bewegung sind mit dem richtigen Wissen einfach umzusetzen. So kann die Diabetes Zunahme in Deutschland stagnieren.