Aktuelle Forschungsergebnisse
Vortrag 1: Hilft moderne Technik der Prävention von Diabetes?

Wie kann Diabetes Prävention von Ärzten und auch von Laien gelingen? Dazu informierte der
2. Diabetes-Prävention Online-Kongress des Lions Distrikts Bayern-Süd anhand aktueller Forschungsergebnisse. Der Kongress fand mit viel Erfolg am 4.3.2023 mit renommierten Referenten und zahlreichen Teilnehmern statt.

Wie moderne Technik Diabetes Prävention unterstützen kann, erklärte im ersten Vortrag Prof. Peter Schwarz (Universitätsklinik Dresden). Kongressleiterin Prof. Dr. med. Helene von Bibra fasst im Folgenden seinen Vortrag zusammen. Seine Vortragsfolien finden sich auf www.lions.de/web/111bs unter <wir engagieren uns>, <diabetes> und <Weitere Informationen>.

Hilft moderne Technik der Prävention von Diabetes?

Das Risiko, Diabetes zu bekommen, steigt bei Bewegungsmangel und zusätzlich entscheidend einerseits durch eine Fettansammlung im Bauchraum (viszerales Fett) und andererseits durch eine Verfettung der Leber (NAFLD). Die Fettansammlungen entstehen durch nachhaltige Aufnahme überschüssiger Energien in Speisen und Getränken und führen über Insulinresistenz (in Leber und Muskeln) schließlich zu Diabetes Typ 2. Zusätzlich beeinträchtigt ungesunde Ernährung die Darmflora. Ungünstig veränderte Bakterienzusammensetzung produziert dann aus der Nahrung schädliche Stoffe, die durch die Darmwand in die Blutbahn gelangen. Gerade Zuckerersatzstoffe – und das ist ein gefährliches Paradoxon für den gesundheitsinteressierten  Konsumenten, der ja Zucker vermeiden möchte –  vergrößern so erheblich das Risiko für Diabetes.

 

Bekanntlich zeigt eine positive Lebensstiländerung die besten Ergebnisse in der Behandlung des Diabetes Typ 2 verglichen mit Tabletten und/oder Insulin. Eine Änderung des Lebensstiles (Ernährung und Bewegung) ist also die Basis für die effektive Behandlung der chronischen Erkrankung Diabetes. Die Entscheidung hierzu kann nur der Patient treffen, nicht der Arzt. Wie der motivierte Patient sein Verhalten ändert, wird von verschiedensten Faktoren beeinflusst. Lebensqualität und Alltagssituation spielen hier eine wichtige Rolle. Ausschlaggebend sind z.B. Vorlieben und Gewohnheiten, Gesundheitskompetenz, Integrierbarkeit im Alltag, Zeitbedarf, familiäre/soziale Unterstützung und Kosten.

Diese Faktoren sind bei der Auswahl eines Unterstützungsprogrammes für ein verbessertes Selbstmanagement ebenso relevant.
Bekanntlich motiviert das Selber-Messen wirkungsvoll zum Erreichen eines vorgenommenen Zieles. Hierfür gibt es vielfältige technische Hilfsmittel wie Schrittzähler, Blutdruckmessung, Kalorienzähler, kontinuierliche Zuckermessung, Insulindosisberechnung. Sie wirken engstens am Patienten, meist schon in seiner Hosentasche, also in einer Nähe, die der beratende Arzt nie erreicht.

Hier liegt also Potential für die Telediabetologie, die Änderungen im Lebensstil des Patienten mit innovativer Technik unterstützt. Telediabetologie mit digitaler Intervention ist inzwischen gut evaluiert und zeigt im Vergleich zum traditionell veränderten Lebensstil eine mindestens ebenso gute Effektivität.

Es gibt nun zertifizierte digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) für Diabetiker und ebenso auch digitale Schulungsprogramme, die als App verschrieben werden können. Dazu gehören u.a. Zanadio, Esysta, Oviva, HelloBetter, Vitadio etc. Leider ist der Bekanntheitsgrad dieser digitalen Gesundheits-verbessernden Systeme unter den Ärzten noch nicht hoch, ganz zu schweigen von der Akzeptanz. Ärzte werden hier ausdrücklich ermutigt, bei individuell geeigneten Patienten verschiedene DiGAs anzuwenden. So können sie selbst erfahren, wie DiGAs die Betreuung der Patienten verbessern, und Routine zur Auswahl dieser Technologien gewinnen.

Das Thema Prävention ist – ähnlich wie Diabetes Behandlung – inzwischen ebenfalls durch zertifizierte online Ernährungsprogramme effektiv erweitert worden. Dies ist zugunsten von praktizierter Vorbeugung für den Patienten noch zusätzlich finanziell attraktiv, weil z.B. gesetzliche Krankenkassen eine traditionelle Ernährungsberatung für Noch-Nicht-Diabetiker nicht erstatten, aber durchaus ein zertifiziertes online Programm, wie z.B. das MindCarb Online Ernährungsprogramm zur Diabetes Vorbeugung, zurückvergüten. Das Empfehlen solcher Programme z.B. in Apotheken oder bei Ernährungsberatern und Hausärzten würde also auf kostenneutrale Art nicht-diabetischen Ratsuchenden das Wissen zu praktizierbarer Prävention vermitteln.

Bezüglich der eingangs erläuterten Risikofaktoren Bauchfett und Leberfett ist die effektivste Behandlung das Fasten nach einem medizinisch bewährten Programm. Das gilt vor allem für die Behandlung von Leberverfettung. Während der Tage ohne Kalorienzufuhr erfolgt dabei die notwendige Energiegewinnung für das Gehirn durch das „Verbrennen von Ketonkörpern“ und für den restlichen Körper, insbesondere für die Leber, durch Abbau überschüssiger Fette. Dies bewirkt dann die Rückführung der hepatischen Insulinresistenz wieder in die gesunde Insulinsensitivität.

Interessanterweise führt sportliche Betätigung erst danach zu weiteren positiven Stoffwechseleffekten, da eine vorhandene Insulinresistenz sonst den erwünschten Fettabbau blockiert. Prof. Schwarz empfiehlt Patienten jeden Tag 45 Minuten mittlere körperliche Aktivität. Das entspricht etwa 10.000 bis 12.000 Schritten.

MindCarb sieht mit Freude, wie die traditionellen Gesundheitsförderer Bewegung und gesundes Essen ihre Bedeutung bewahren und gleichzeitig moderne Technologien in digitalen Programmen verstärkend zu gutem Selbstmanagement beitragen – das muss jetzt nur noch publik gemacht werden, denn es wird die Diabetes Prävention schön in Schwung bringen.

Der nachfolgende Blog berichtet vom zweiten Vortrag, also über die überraschend intensiven Zusammenhänge zwischen Nachhaltigkeit für Umwelt bzw. Klimaschutz und Diabetes Prävention.