Aktuelle Forschungsergebnisse

Vortrag 4: Motivieren ist die halbe Prävention – auch in der Arztpraxis

Wie Patienten zur Veränderung ihres Ernährungsverhaltens motivierbar sind, erklärte im vierten Vortrag Dr. med. Artur Grünerbel (Diabeteszentrum München Süd). Kongressleiterin Prof. Dr. med. Helene von Bibra fasst im Folgenden seinen Vortrag zusammen. Seine Vortragsfolien finden sich auf www.lions.de/web/111bs unter <wir engagieren uns>, <diabetes> und <Weitere Informationen>.

Motivieren ist die halbe Prävention – auch (oder ?gerade) in der Arztpraxis

Lebensstilveränderungen hin zu gesünderem Essen und mehr Bewegung sind die Säulen von Diabetes Prävention und auch Therapie. Um Patienten dazu zu motivieren, gibt es einige Tipps.

Wichtige Motivationsfaktoren ergeben sich beim Erfragen und dann Umgang mit häufigen Ängsten:

„Ich will nicht

  • dauerhaft Tabletten einnehmen müssen oder
  • nicht mehr das essen dürfen, was mir schmeckt“

Hier ist also ein wichtiger Ansatz für Motivation die Verbreitung der Tatsache, dass gesunde Ernährung nicht zwangsläufig schlecht schmeckt, also bewusstes Genießen durch Ernährungsschulung als erster Schritt zusammen mit Einkaufsschulung zur Schärfung der Sinne für das Kleingedruckte. Schulung vermittelt Wissen und ermutigt zum Ausprobieren. Sie ist aus didaktischen Gründen in Gruppen vorzuziehen.

Aber von Kassen bezahlt wird sie nur, wenn schon Diabetes besteht. Für Prävention besteht der einzige kostenneutrale Ausweg in Form von zertifizierten online Ernährungskursen, wie z.B. dem MindCarb Ernährungsprogramm (www.mindcarb.de).

Ein weiterer Motivationsschub liegt in der Angst, Insulin spritzen zu müssen, – fast jeder kennt jemanden, für den oder die das zutrifft. Dass das vermieden werden kann, ist wissenschaftlich bewiesen. Die Chance, nicht mehr Insulin spritzen zu müssen, ist ein wichtiger Motivator. Die effektivste Behandlung von Diabetes geschieht durch Ernährungsumstellung zur Vermeidung hoher Blutzucker- und Insulinspitzen im Blut. Das wirkt am besten kombiniert mit intensivierter Bewegung – und diese Maßnahmen sind erst recht auch effektive Prävention.

Noch ein Motivationsfaktor heißt: Ich will keine der hässlichen Diabetes Folgeerkrankungen bekommen“ wie z.B.  Schlaganfall, Fußgeschwür, Nierenversagen, Blindheit oder Amputationsrisiko. Hierbei ist es wichtig, kein Geschäft mit der Angst zu machen. Es geht einfach um die sachliche Information, dass das Beibehalten von ungesundem Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu schlechterer Stoffwechseleinstellung und deshalb zu vielfach erhöhten Risiken führt.

Es kann hilfreich sein, schon im Vorfeld Unterstützung bei der Gewichtsabnahme anzubieten, wenn Ernährungsumstellung alleine nicht reicht. Dann kann eine Formuladiät mit ihrer eiweißreichen,
fett- und kohlenhydratarmen Kost einen motivierenden Einstieg bedeuten mit schnellem Erfolgserlebnis für den Patienten. Die Auswahl des Produktes und die professionelle Begleitung sind z.B. über ernährungsmedizinische Schwerpunktspraxen möglich (www.bdem.de oder www.doc-weight.de).

Inzwischen ist sogar die mögliche Heilung (Remission) von Diabetes Typ 2 bestätigt worden. Sie erfolgt in Abhängigkeit vom innerhalb eines Jahres abgenommenen Gewichts (siehe Abbildung): bei 10-15 kg Gewichtsverlust waren 57% der Studienteilnehmer geheilt, bei mehr Gewichtabnahme sogar 86%.

Das moderne Zivilisationsungleichgewicht aus zu viel und zu kalorienreichem Essen und viel zu wenig Bewegung überfordert unsere Gene und damit die Gesundheit. Dagegen kann man aber schon im Alltag „angehen“, dies sogar auch im wörtlichen Sinne mit täglichen Spaziergängen. Gewichtsabnahme ohne Bewegung gelingt einfach nicht. Sportangebote für Diabetiker gibt es z.B. unter www.bvs-bayern.com/reha.

 

Insgesamt besteht bei ca. 80% der Typ-2-Diabetiker Übergewicht oder sogar Adipositas kombiniert mit einer Insulinresistenz. Bei ihnen ist Abnehmen die primäre Therapiemaßnahme, um letztlich Diabetes zu verhindern – das betrifft natürlich nicht die übrigen 20% schlanke Diabetiker mit zu geringer Insulinproduktion. Genauere Empfehlungen zur Ernährung sind also individuell nach dem therapeutischen Ziel auszurichten. Für eine Diabetesremission bei Übergewicht bzw. Adipositas sollte das Ausgangsgewicht möglichst um 15% reduziert werden.

Zum erfolgreichen Motivieren gehört Interesse an den Zielen und Ängsten des anderen, das Hinhören und empathische Anbieten von Lösungswegen. MindCarb hofft, dass dies Ärzte in ihrer Praxis umsetzen und auch hilfreiche Lions bei der Aufklärung zu gesünderem Verhalten im Alltag.

Der nachfolgende Blog berichtet vom vierten Vortrag, also über die überraschend intensiven Zusammenhänge zwischen Nachhaltigkeit für Umwelt bzw. Klimaschutz und Diabetes Prävention.