Der 1. Diabetes-Prävention Online-Kongress des Lions Distrikts Bayern-Süd fand mit renommierten Referenten und zahlreichen Teilnehmer*innen statt. Die Kongressleiterin Prof. Dr. med. Helene von Bibra (Technische Universität München) fasst nun ihren eigenen Vortrag zusammen.
Insulinresistenz als Präventions Potential
Effektive Prävention von Diabetes – leider bisher in Deutschland nicht verwirklicht – braucht beeinflussbare Risikofaktoren: 80 % des Diabetes Risikos betrifft die Insulinresistenz mit ihren hohen Insulinspiegeln. Das sind die Stoffwechselreaktionen bei bauchbetontem Übergewicht aber gleichzeitig auch die Trigger für Diabetes und andere chronische Erkrankungen, z.B. Herz-KreislaufErkrankungen. Als Stoffwechselreaktion auf Nahrungsmittel sind sie jedoch umkehrbar bzw. vermeidbar. Dadurch haben Sie das eindeutige Potential zur Diabetes Prävention vermittels geeigneterer Ernährung.
Das Ansteigen des Insulinspiegels im Blut hängt ab: 1. von der Menge und 2. von der Art der verschluckten Zucker bzw. Kohlenhydrate (d.h. Sättigungsbeilagen wie Brot, Nudeln, Kartoffeln, Reis).
Deshalb besteht die ernährungsbezogene Lösung im Erreichen möglichst niedriger Insulinwerte im Blut gerade auch nach dem Essen durch. Kohlenhydrat-Reduktion um 30 – 50% und dazu 2. Auswahl von Sorten mit niedriger/m glykämischer Last/Index.
Menschen mit Insulinresistenz haben Im Vergleich zu Insulinsensitiven bereits nach geringer Kohlenhydratzufuhr eine erhebliche Steigerung der Insulinwerte im Blut. Ihre Insulinausschüttung steigt dann mit zunehmender Glukoselast auch noch überproportional an. Die Glykämische Last eines Lebensmittels muss also berücksichtigt werden. Das gilt auch für Vollkornbrote/-produkte, die nach dem Essen hohe Insulinspiegel, z.T. ähnlich wie hoch-verarbeitete Weißmehlprodukte bewirken und deshalb bei Insulinresistenz doch gefährlich sind. Menschen mit Insulinresistenz (ernährungsbedingt, (epi-)genetisch oder durch Bewegungsmangel erworben) haben im Vergleich zu Insulinsensitiven bei gleicher Kohlenhydratzufuhr auch eine erheblich gesteigerte Fett-Neubildung in der Leber und erhöhte Blutfette, z.T. schon, bevor bauchbetontes Übergewicht auffällt. Nur durch weniger Kohlenhydrate kann die verbesserte Insulinsensitivität dann einen Abbau von Körperfett ermöglichen.
Die Empfehlungen für Nahrungsfette sind wissenschaftlich aktualisiert, d.h. teilweise völlig geändert:
Ein Mehr von gesundem Fett ist anzuraten, sättigend und wohlschmeckend: vorzugsweise mit einfach ungesättigten Fetten (MUFA) z.B. in Oliven-, Rapsöl, Avocado und mehrfach ungesättigten Fetten (PUFA) z.B. in Fischen, Nüssen. Als nicht mehr schädlich, also als neutral, sind gesättigte Fette (Milchprodukte, Fleisch) anzusehen. Die hohe Energiedichte von Fetten fürs Abnehmen beachten!
Im europaweiten Vergleich liegt Deutschland mit der Häufigkeit von Fettleibigkeit im Durchschnitt, mit der Zuwachsrate für Diabetes am höchsten, aber mit dem Gemüseverzehr bei deutschen Männern am niedrigsten, knapp gefolgt von den Frauen.
Gemüse gehört in viel größeren Mengen schonend gegart oder auch mal roh auf die Teller, zumindest als Volumenersatz für das Weniger an Sättigungsbeilagen/Kohlenhydraten. Gemüse haben enorme gesundheitliche Vorteile: niedrige Energiedichte, gesunde Ballaststoffe und Mikronährstoffe, das sind Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Davon sind erst ca. 2000 bekannt. Sie schützen auch im menschlichen Körper vor sonst schädlichen Vorgängen im Stoffwechsel wie oxidativen Stress, Entzündungen oder Abwehrschwäche.
Diabetes Präventionsansatz Insulinresistenz – einfach, kostengünstig und in kurzer Zeit wirksam:
• Vermeidung hoher Insulinspiegel durch das Essen:
weniger Kohlenhydrate, viel mehr frisches Gemüse, mehr gesunde Fette
• Verbrauch der aufgenommenen Energie aus Kohlenhydraten:
mehr Bewegung im Alltag, mehr sportliche Aktivität
MindCarb wünscht allen viel Erfolg und gleichzeitig Freude am leckeren Essen und an der wiedergewonnener Bewegungsvielfalt.
Wie einfach doch Prävention von Diabetes sein kann, wenn man um die Vermeidung von Insulinresistenz weiß.
Im nächsten Blog werden vom Moderator des Kongresses abschließende Fragen beantwortet und die Links für die Folien bzw. die Videoaufnahmen der Vorträge angegeben.