Gesunde Ernährung allein reicht nicht aus, um Krankheiten wie Diabetes vorzubeugen. Sport und Bewegung sind ebenfalls wichtig für die Prävention und Behandlung von Diabetes. Wir müssen uns sogar bewegen, damit wir gesund bleiben. Aber wie können wir das geschickt umsetzen? Dazu gibt Prof. Dr. Helene von Bibra im Interview Anregungen.

Fitness-Studio statt Fernseher – das hat der Arzt dem Paar Susanne und Michael im letzten Blog geraten. Würden Sie das auch empfehlen?

Ja und nein. Susanne und Michael müssen sich sicherlich selbst mehr bewegen, anstatt anderen im Fernsehen dabei zusehen. Allerdings trauen sich stark übergewichtige Menschen oft nicht ins Fitness-Studio. Sie befürchten, dass sie dort eine schlechte Figur abgeben und dass Ihnen einfach Kraft und Atem fehlen für die dort normalen Übungen.

Was raten Sie den beiden stattdessen?

Bevor die beiden intensiver Sport treiben, sollten sie also erst einmal mehr Bewegung in ihren Alltag bringen. Wir sind ja genetisch darauf angelegt, dass wir uns bewegen müssen, um gesund zu bleiben. Es geht einfach darum, den Energieverbrauch im Körper durch Muskeltätigkeiten zu steigern. Dazu ist leichte körperliche Aktivität, eben ein bewusstes Mehr an Alltagsbewegungen, gut geeignet. Empfohlen sind 2,5 Stunden nicht-sportliche Bewegung am Tag. Das verschafft eine gewisse Grundlage an Kondition und kräftigt die Muskeln.

Mit dem Rad zur Arbeit? Gesund und umweltfreundlich.

2,5 Stunden Bewegung? Wie könnte das aussehen?

Bewegung im Alltag hat ganz verschiedene Gesichter. Vieles ist ganz einfach und unscheinbar. Wer im Büro arbeitet, sollte beispielsweise alle 30 Minuten aufstehen und das Fenster öffnen oder ein Glas Wasser holen. Es hilft auch, wenn man beim Telefonieren im Büro auf und ab geht. Wer im Stehen arbeitet, verbraucht 50 kcal mehr pro Stunde als im Sitzen. Am besten ist es natürlich, wenn man zur Arbeit radelt oder zu Fuß geht. Wer weite Strecken pendelt, sollte wenigstens Teile davon so bewältigen.

Und zu Hause?

Treppen steigen, Gartenarbeit und Hausarbeit erledigen sind bekannte Beispiele. Damit verbraucht man 100 bis 200 kcal pro Stunde. Selbstverständlich gilt auch hier: Es tut gut, Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen, sei es zum Einkaufen, sei es zum verabredeten Kaffee.

Unbeobachtet im Badezimmer lassen sich gut einige gymnastische Bewegungen unterbringen, zum Beispiel Kniebeugen beim Zähneputzen. Beim Fernsehen kann man mit Hanteln üben, die Beine hochheben oder den Hometrainer nutzen. Und Lachen, Singen oder Tanzen heben auch zu Hause noch zusätzlich die Stimmung.

Treppen steigen ist Bewegung im Alltag.
Freiwillig Treppen steigen? Gute Idee!

Also gar kein Fitness-Studio?

Wer Sport treibt, verbraucht natürlich mehr Energie. Allerdings sollten die Sportart, die Dauer und die Intensität zu Alter und Gesundheitszustand passen. Joggen belastet zum Beispiel die Knie und ist deshalb nichts für Übergewichtige. Da wäre Nordic Walking besser. Ältere und Kranke sollten sich deshalb von ihrem Arzt beraten lassen, bevor sie eine neue Sportart ausprobieren.
Aber Vorsicht: Wer sich nach dem Sport mit einem Softdrink oder einem Bier belohnt, hebt mit dieser Kalorienzufuhr den gesundheitsfördernden Effekt seiner sportlichen Bemühung wahrscheinlich direkt wieder auf.

MindCarb Tipp:

Im Internet gibt es unzählige Fitness-Videos. Woran erkennt man ein geeignetes Bewegungstraining für einen ersten Start?

  • Es gibt Anleitungen zum Aufwärmen.
  • Das Training dauert für den ersten Einstieg höchstens 30 Minuten.
  • Die Übungen sind gelenkschonend mit möglichst geringer Gewichtsbelastung.
  • Zum Abschluss gibt es eine Sequenz zum Dehnen der Muskeln.