Insulinresistenz führt häufig zu Diabetes. Wer das Problem rechtzeitig erkennt, kann diesen Prozess aufhalten. Im Interview erklärt MindCarb-Gründerin Prof. Dr. med. Helene von Bibra, wo die Gefahren liegen.
Warum sollte man Insulinresistenz rechtzeitig erkennen und ihr gegensteuern?
Insulinresistenz ist als Folge des bei uns weit verbreiteten Übergewichts die häufigste Ursache von Typ-2-Diabetes, der auch Altersdiabetes genannt wird. Insulinresistenz ist die unbeachtetste und gefährlichste Stoffwechselstörung unserer modernen überernährten und unterbewegten Zivilisationsgesellschaft.
Überernährt und unterbewegt?
Insulin wirkt wie ein Schlüssel, der Zucker aus dem Blut in unsere Zellen schleust. Wenn man dem Körper lange durch zu viel und Zucker-lastige Ernährung mehr Energie zuführt, als man über Bewegung wieder verbraucht, beginnt der Körper, sich zu schützen. Die Zellwände reagieren immer weniger auf das Insulin. Der Körper benötigt dann mehr Insulin um dieselbe Menge Zucker aus dem Blut zu transportieren, evtl. zehn- oder sogar 15-mal so viel.
Was passiert dann?
Der Insulinspiegel im Blut steigt. Wenn die Bauchspeicheldrüse, die das Insulin produziert, zu stark überlastet ist, kommt sie diesem Produktionsbedarf nicht mehr nach. Der Blutzucker ist überhöht und der Diabetes da.
Aber das Zuckerproblem kann man mit Sport ausgleichen, oder?
Sport allein reicht nicht. Wenn man beschließt, seine drohende Diagnose Diabetes mit Sport zu bekämpfen, aber seine Ernährungsgewohnheiten beibehält, bringt die schweißtreibende Plackerei keinen relevanten Gesundheitsgewinn ein.
Warum nicht?
Die Insulinresistenz wird übers Essen weitergenährt, sodass die hohen Insulinspiegel die erwünschte Fettverbrennung blockieren.
Was kann man stattdessen tun?
Über die richtige Essensauswahl kann man die Stoffwechselreaktion Insulinresistenz schon in kurzer Zeit rückgängig machen. Man muss dafür hohe Blutzuckerspitzen vermeiden – und damit Insulinspitzen. Das funktioniert, wenn man wenige und die richtigen Kohlenhydrate zu sich nimmt und sich abwechslungsreich ernährt. Man tauscht Ungesundes gegen Gemüse und gesunde Fette aus. Keine Sorge: Die geeignete Ernährung macht satt. Und wenn man die Ernährung umstellt, ist Sport auch eine großartige Unterstützung für die Gesundheit.